Weihnachtsbeleuchtung: „… und dann glänzen die Augen.“

Marcel Menet im Gespräch: Wie sich die Weihnachtsbeleuchtung durch LEDs gewandelt hat

Herr Menet, gibt es überhaupt noch klassische Glühbirnen, wenn es um Weihnachtsbeleuchtung geht? Hat sich die Weihnachtsbeleuchtung durch LEDs verändert?

Marcel Menet: Klassische Glühlampen gibt es tatsächlich kaum noch. In den Anfangszeiten der LED Weihnachtsbeleuchtung haben viele Kunden die grelle, bläuliche Lichtfarbe bemängelt. Dieses „Farbproblem“ bekamen die Hersteller aber relativ schnell in den Griff, so dass sich heutige warmweisse LEDs nur noch schwer von den herkömmlichen Glühlämpchen unterscheiden lassen. Gleichzeitig bieten sie aber entscheidende Vorteile, die man heute gezielt auch für die Gestaltung einsetzt.

Der wichtigste Vorteil von LEDs ist die Energieeffizienz. Wie kann man das für die Gestaltung nutzen?

Tatsächlich spielen die Energiekosten bei der Weihnachtsbeleuchtung eine untergeordnete Rolle – wenn überhaupt. Es muss schön sein, begeistern, und für eine kurze Zeit im Jahr genau diese eine Stimmung verbreiten, die an Weihnachten eben erwartet wird. Der wesentlich geringere Energiebedarf spielt dennoch seine Vorteile aus: Es lassen sich wesentlich mehr Lichtpunkte pro Anschluss verwenden. So werden funkelnde Glitzerteppiche und Skulpturen möglich, die vor ein paar Jahren noch undenkbar waren. Bei grossen Installationen ist man flexibler, weil die Bereitstellung des Stroms einfacher ist. Und zuhause lassen sich dank Akkus oder Batterien Lösungen ohne grossen Kabelsalat umsetzen. Dazu sind LEDs auch wesentlich feiner und können ohne Fassung direkt in Kabel eingelötet werden. Das hat zu neuen Produkten und Konzepten geführt.

Kann man eigentlich bei Weihnachtsbeleuchtung etwas falsch machen?

Blinkende, bunte Girlanden am Fenster aufhängen? (lacht) Am Ende ist natürlich alles Geschmackssache. Ich erinnere mich an einen konkreten Fall, in dem ein Elektriker von einem Kunden den Auftrag erhalten hatte, die 15m-Tanne vor dem Einfamilienhaus mit „viel Licht“ zu schmücken. Nachdem wir ihm schon in einer ersten Lieferung für dieses Projekt mehr als genug Material geschickt hatten, hat der Endkunde über den Elektriker nicht weniger als 3x Lichterketten in grossen Mengen nachbestellt. Der Einfamilienhausbesitzer wurde richtig „süchtig“ nach noch mehr Licht, so dass die Tanne am Schluss mit 34‘000 Lichtpunkten strahlte wie ein landendes UFO.

Die Grenze zwischen stimmungsvoll und kitschig ist einerseits dehnbar und doch eine Gratwanderung. Gerade wenn es um grössere Budgets geht, muss man planen. Und da kann es nicht schaden, wenn man etwas Erfahrung mitbringt. Deshalb ziehen uns Elektro-Installateure in der Planungsphase gerne hinzu.

Wie geht ein Spezialist wie Sie vor?

Bei solch subjektiven Dingen ist das Zuhören immer sehr wichtig. Man muss verstanden haben, was der Kunde wünscht und gleichzeitig die Machbarkeit im Blick behalten. Es stehen im Prinzip drei Fragen im Raum: Welche Ideen und Erwartungen hat der Kunde, wurde er bereits inspiriert? Wie hoch ist das Budget? Und nicht zuletzt spielen die technische Möglichkeiten eine entscheidende Rolle – wo und wie kann die Installation befestigt werden, wo kann Strom bezogen werden? Um den Kunden bei grösseren Projekten bei der Auswahl zu unterstützen haben wir die Möglichkeit, Fotomontagen zu erstellen. Dies wird im Allgemeinen sehr geschätzt, da der Kunde dann „sein“ Gebäude oder Dorf mit dem offerierten Beleuchtungsmaterial begutachten kann.

Fotomontagen von Weihnachtsbeleuchtungen

Haben Sie Tipps für uns, wie man das Thema Weihnachtsbeleuchtung am besten angeht?

Wie bereits gesagt ist es Geschmackssache. Es gibt kein „richtig“ und kein „falsch“, es muss einfach gefallen. Sicher hilft es, die Augen offen zu halten und sich inspirieren zu lassen. Inspirieren heisst nicht unbedingt nachahmen, und es lassen sich so aus bestehenden Konzepten oftmals tolle neue Ideen entwickeln. Auch bekommt man hier einen Anhaltspunkt über das benötigte Material, die Art der Produkte und auch über die Voraussetzungen. Ich kann nur empfehlen, genauer hinzuschauen und sich ein paar Details zu merken, wenn etwas gefällt. Für grössere Projekte stehen meine Kollegen und ich ansonsten auch gerne bereit und unterstützen bei der Planung.

Welches Projekt war das bisher schönste? Was müssen wir eigentlich gesehen haben?

Grundsätzlich sind natürlich alle Weihnachtsprojekte „schön“, denn sie sollen ja dem Betrachter Freude bereiten. Ein Projekt das heraussticht ist aber sicher die Beleuchtung einer 30m hohen Tanne beim Hotel Bellevue in Gstaad. Diese Tanne wurde im Herbst 2008 extra komplett mit einem Baugerüst „eingekleidet“, damit die Techniker die Lichterketten montieren konnten. Es wurden nicht weniger als 40‘000 Lichtpunkte eingesetzt. Dieses Projekt zeigt auch die Langlebigkeit der LED Produkte auf, denn das Material blieb bis im Herbst 2013 das ganze Jahr über im Baum hängen und musste demnach erst nach 5 Saisons ersetzt werden. Der Kunde war so zufrieden, dass er die ganze Gerüstaktion dann wiederholte und genau dasselbe Material wieder verbaute. Die Tanne leuchtet auch dieses Jahr wieder den ganzen Winter hindurch im warmweissen Lichterschein. Und da glänzen dann die Augen – nicht nur bei den Kindern.

Mehr als 40’000 LEDs im Weihnachtsbaum

Um die 30 Meter hohe Weihnachtstanne beim Hotel Bellevue in Gstaad zu schmücken, wurde der Baum in voller Höhe eingerüstet. Die über 40’000 LEDs verbleiben das ganze Jahr im Baum. Als sie erst nach 5 Jahren ersetzt worden sind, haben sie ihre Langlebigkeit schon längst bewiesen.